Kostensenkungen zeigen Wirkung. Kommendes Jahr soll die Ertragswende gelingen. Anleger zögern – noch...

Sie sorgen für Stabilität und Langlebigkeit von Autoreifen, stecken in Brücken, Stromtrassen, Schiffsseilen und Schläuchen zur Öl- und Gasförderung: Drähte und Kabel des belgischen Industriekonzerns Bekaert

Krise in den letzten Jahren

In den zurückliegenden zwei Jahren bekam der Konzern die Krise bei zahlreichen Autobauern und die schwache Konjunktur in Europa zu spüren. Das Zahlenwerk für das erste Halbjahr 2025 signalisiert, dass im laufenden Geschäftsjahr erneut mit einem leichten Umsatz- und Gewinnrückgang zu rechnen ist. Die auf dem Kapitalmarkttag im Dezember 2023 ausgegebenen Ziele werden damit erneut nicht erreicht. Die schwache Nachfrage wichtiger Kunden sowie die US-Strafzölle hinterlassen Spuren. Dennoch sieht die Mehrheit der Analysten mittelfristig Aufwärtspotenzial und verweist dabei auf eine gute Chance auf eine Ertragswende im kommenden Jahr. 

Kosten unter Kontrolle 

„Wir haben uns weiterhin auf das konzentriert, was wir am besten kontrollieren können — Cashflow und Kosten“, erklärte Konzernchef Yves Kerstens bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im vergangenen Juli. In den zurückliegenden Jahren wurde eine Reihe von margenschwachen Randbereichen verkauft. Weitere Segmente stehen noch auf dem Prüfstand. Zudem wurde ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm gestartet, das in der zweiten Jahreshälfte 2025 weitere Einsparungen liefern soll. Gleichzeitig wurden Investitionen gekürzt und Lagerbestände optimiert. Das Ergebnis war fast eine Verdreifachung des Free Cashflow in den ersten sechs Monaten des Jahres. Das Verhältnis aus Nettoverschuldung und Ebitda sank derweil auf außerordentlich niedrige 0,7. 

Weiteres Wachstumspotenzial

Das Management hält aktuell noch am Ziel einer Ebit-Marge von über zehn Prozent fest. Alexander Craeymeersch, Analyst bei Kepler Cheuvreux, erwartet für dieses Jahr eine Ebit-Marge von 8,5 Prozent. Kommendes Jahr dürfte sie dem Experten zufolge auf 8,8 Prozent zulegen. Trotz aller Kostendisziplin sieht Konzernchef Kerstens Wachstumspotenzial. So werden Ressourcen verstärkt in Wachstumsmärkte wie den Nahen Osten verschoben. Angesichts steigender Infrastrukturausgaben und Investitionen in effizientere Stromtrassen besteht eine gute Chance auf eine Erholung im europäischen Geschäft. 

Potenzial steckt zudem im Wasserstoffbereich, wenn dieses Segment in Europa und den USA wieder an Fahrt gewinnt. Die US-Steuergutschrift für die Produktion von sauberem Wasserstoff ist bis zum 1. Januar 2028 gesichert. Der niedrige Verschuldungsgrad gibt Bekaert darüber hinaus den finanziellen Spielraum, durch Zukäufe das Umsatzwachstum zu beschleunigen. Mit einem KGV von 6,8 und einer Dividendenrendite von 5,4 Prozent ist die Aktie niedrig bewertet. Craeymeersch rechnet trotz des schwachen Jahres mit einer Dividendenerhöhung. Als Stütze könnte zudem das laufende Aktienrückkaufprogramm fungieren. Weitere Rücksetzer sind dennoch nicht ausgeschlossen.

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